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  Der Gelehrte
und der Blinde
     
   

Vor vielen Jahren trafen sich in einer wunderschönen
 Birkenallee ein sehr angesehener Gelehrter und ein
 unbekannter, von allen Bürgern kaum beachteter Blinder.
Sie saßen zufällig zusammen auf einer hölzernen Bank und
 suchten ein wenig Rast vom Spazieren gehen. Aus dem
 Augenwinkel beobachtete der Gelehrte den sonderbaren
 Fremden und fand es sehr seltsam, wie dieser mit
 geschlossenen Augen und in sich selbst versunken da saß.
Ob er überhaupt bemerkt hatte, dass sich jemand zu ihm
 gesetzt hatte?

   „Sehen Sie das kleine Eichhörnchen?“ fragte der Blinde.
Es huschte flink den Baumstamm hoch und sprang dann
von Baum zu Baum.

   Der Gelehrte schrak zusammen. War der Banknachbar
also doch nicht blind? Er räusperte sich und entgegnete
betont freundlich:

   „Entschuldigen Sie, ich dachte, Sie schlafen ein wenig,
da wollte ich nicht stören. Sehr wohl beobachte ich das
 spielende Eichhörnchen und finde großen Gefallen daran.
Nur wundere ich mich, wie Sie es sehen, obwohl Sie die
ganze Zeit mit geschlossenen Augen da sitzen.“

 

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